Sonntag

Siebte Woche, der Durchbruch durch den Nebel

Nun endlich steht wieder ein Procedure an. Ein ganz Besonderes.
Von einem meiner Mitpatienten, ebenfalls an chronischer Neuroborreliose erkrankt, habe ich erfahren, daß speziell dieses intensive Procedure, ein signifikanter Durchbruch zur Besserung ist. 

Es ist Montag und heute beginnt, das für letzte Woche bereits angesetzte, dreitägige Procedure.
Seit Sonntag abend werde ich mit IV Antibiose zusätzlich auf diesen Eingriff vorbereitet. Die Lyme Infektion wird noch immer antibiotisch oral behandelt. An den Procedure-Tagen werden keine intramuskülären Injektionen angewendet. Jenes Epidural Procedure ist ein besonders intensives Einbringen der Stammzellen.
Über 3 Tage können Millionen über Millionen an Stammzellen in Gehirn und somit auch dem Rückenmark gebracht werden.

Ein Fahrer wartet am frühen Montag vor der Nutech Klinik. Die Fahrt ist nur wenige Minuten kurz und führt mich in den Stadtteil Gautam Nagar.

Dort liegt die Zweitklinik von Dr. Shroff und Dr. Ashish. Ich war bereits für einen Nachmittag dort untergebracht, zwecks eines vorherigen erfolgten Procedures.

Ich werde freundlich willkommen geheissen und auf den Eingriff vorbereitet.

In Fetallage, also mit angezogenen Beinen und gekrümmter Wirbelsäule wird der Katheter eingebracht.
Ich habe mir den Eingriff unangenehmer und schmerzhafter vorgestellt. Nach dem OT (Operation Theatre) muss ich sagen- ich habe den eigentlichen Eingriff diesmal nicht so schmerzhaft empfunden.

 Wie jedoch von Dr. Ashish prophezeit,  beginnen nun nachdem der Epiduralkatheter eingebracht worden ist, die eigentlichen Prozederes.
Die Stammzellen werden, über einen am Hals befindlichen Port eingebracht.

Je nach Körperlage ist das einspritzen, teilweise aüsserst bis recht schmerzhaft.

Das stelle ich in Seiten- oder Rückenlage bereits fest. Ich empfinde wiederum beim Einbringen und noch Stunden anhaltend, ein starkes, äusserst schmerzhaftes Druckgefühl. Ebenfalls tritt die dumpfe Taubheit aller Extremitäten wieder deutlich in den Vordergrund. Die Bauchlage ist am Schmerzhaftesten, zumindest für mein Befinden.
Dr. Ashish bestätigt, das, das Kollektiv der Patienten mein Befinden teilt. Auch bei der Beschreibung des persönliches Befindens,  empfinden wir fast alle ähnlich und beschrieben hier Übereinstimmungen.
Man spürt und fühlt deutlich während Einbringen der Flüssigkeit mit den Stammzellen, sogleich unmittelbar einen massiven Druckschmerz, eine Schwere, ein gewaltiges Ziehen... bis hin zu taubem Kribbeln, vergleichbar mit einer fortgeschrittenen Mischung einer Rheumatischen Inflammation und einer massiven Polyneuropathie. Nun folgt ruhiges Liegen über 4,5 Stunden auf dem Rücken. Die letzte Stunde zieht sich wie Gummi.
Endlich, abends kann ich wieder eine halbe Stunde sitzen, zu abend Essen. Schon kommt die nächste Injektion! In Seitenlage erfolgt diese. Nun heisst es für mich danach 2 Stunden ruhig liegen bleiben, in jener Position. Der Druckschmerz in alt bekannte Schmerzregionen ist wieder da, nun es ist die gewünschte Reaktion und da muss ich jetzt durch!


Der Schmerz ist wieder massiv.  Ich rede mir gut zu: Alles wird GUT! Du schaffst das!
Es folgt eine unruhige, erste Nacht, die fremde Umgebung macht sich ebenfalls bemerkbar.
 Ich habe mich schon sehr an mein Zimmer in der Nutech gewöhnt und fühle mich dort echt heimisch. Dazu den Katheter im Rücken...
Ich wache häufig auf und meine Blasenfunktion ist wieder massiv angeregt. Das ist ein gutes Zeichen, auch mein Empfinden bezüglich der Blasenkontrolle war eingeschränkt.
Nun ich kann nicht durchschlafen, alle paar Stunden bin ich wach. Ich muss wiederholt die Toilette aufsuchen.
Nun was ist das? Um 4.30h bemühe ich mich gewohnt vorsichtig und langsam die wenigen schritte zur toilette vom bett aus zu tätigen. Ich fühle meine Beinmuskulatur, auch die Schritte sind nicht mehr schmerzhaft. Ich habe mehr kraft. Kontrolle... Der Nebel in meinem Kopf, er ist schwächer. Ja, er nimmt ab!!

 Wird das Wunder Wirklichkeit? Ist das das neue Leben, welches sich in mir ausbreitet?
Am nächsten Morgen wache ich auf. Ich bin sprachlos und kann es nicht glauben. Ich bemerke eine allgemeine starke Schmerzreduktion, ich fühle mich erstmals voller Kraft. Zögerlich stelle ich mich vorsichtig neben mein Bett. Ich möchte einige Schritte laufen, ich muss überprüfen, ob mich endlich meine Füße wieder schmerzfrei, oder überhaupt tragen können. Voller Euphorie, bestätigt sich mein sehnlichster Wunsch. Schmerzfrei aufwachen. Ohne lange Anlaufzeit, ohne diese Höllenschmerzen einfach aus dem Bett und ohne dieses körperliche Frackgefühl in den Tag starten?

Das ist der Durchbruch durch den Nebel...meine furchtbare entsetzlich, starke Lichtempfindlichkeit hat ebenfalls nachgelassen, ich bemerke auch der Dauerdrehschwindel ist besser. Blasenfunktion ist immer noch verstärkt. Verdauung aktiviert.
Ich habe HUNGER!! Ich erbitte eine doppelte Portion Omlette...
Das ist Wahnsinn, ich konnte seit Monaten kaum noch Nahrung zu mir nehmen. Ich habe LUST auf Essen.
Wow! Das ist dich nicht möglich?

Nicht ausbleibend sind noch heftige messerstichartige alt- bekannte Reaktionen im Bauchraum, im Unterleib und Beckenbodenbereich...
 Das tollste über den Tag hält das gute Gefühl und die Reduktion meiner Beschwerden an, die ersten Verbesserungen scheinen stabil! In  meinem Zimmer laufe ich immer wieder fassungslos kleine Schritten auf und ab. Der Rollstuhl ist geparkt! Welch eine Wonne!!!

Es folgen weitere Positionen und Injektionen, Dr. Ashish erscheint alle paar Stunden um erneut Injektionen der Stammzellen einzubringen.
Da es mir in Anbetracht, des häufigen Auftretens von starken migräneartigen Kopfschmerzen, erstaunlich gut geht, willige ich ein, ein Interview zu geben.

Vorgestern habe ich Dr. B. in der Lobby der Nutech kennengelernt. Ein junger angehender Professor der Universität Edinburgh Jener publiziert seit 2003 Studien über das Stammzellen Verfahren der Patienten von Dr. Shroff.

Er beobachtet hauptsächlich Rückenmarkverletzungen und Lyme Borreliose.
Ich werde das "Interview" hier veröffentlichen, wenn erschienen.

Am frühen Nachmittag des folgenden Tages, wird der Katheter entfernt! Nun geht es schleunigst zurück in mein Zimmer, nach kurzer Fahrt komme ich wieder in der Nutech Mediworld an.

Ich fasse es nicht. Meine massiven Ersteindrücke der Verbesserungen sind von Dauer! Ich traue mich die Distanz zur Physio ohne Laufhilfe anzugehen! Auch hier glückt mir mein Vorhaben. Es folgt ein erstes, freies Laufen herunter in den Physio Raum, nicht über die Treppen, aber dennoch diese Schrittfolge, gleicht meiner vorherigen Reichweite, in dem Ausmass, daß dies einem gefühlten 500 Meter Lauf gleicht!
 Ich habe seit Jahren keinen 5 Meter Lauf absolvieren können. Ich bin überwältigt.  Ich begebe mich nach der natürlich immer noch anstrengend empfundenen Physiotherapie Stunde, vorsichtshalber zur Ruhe. Nachmittags geht es mir erstaunlicher Weise immer noch echt gut! Das muss ich ausnutzen!
Seit Jahren haben unerträgliche Qualen mich gefangen gehalten. Am Donnerstag folgt ein weiterer Ausflug zur einem modernen Einkaufzentrum.
Lecker- hier geniesse ich ersteinmal zur Feier des Tages, ja meines neuen Lebens ersteinmal mit  Kaffee und Kuchen. Und ich kaufe eine neue Uhr, Sie symbolisiert eine Zeitenwende.
 Ich bin unglaublich guter Verfassung. Das ist er.  Der Durchbruch. Ich fühle mich wie neu geboren.

6 Jahre gefangen und  nun nach 6 Wochen hier in Indien, teilweise von Angst und Zweifel geprägt, hat sich mein Glaube, mein Wille vielleicht auch mein Mut ausgezahlt. Vorallem die lebenspendenden Stammzellen, mir zu neuen Möglichkeiten, zu einem hoffungsvollen Wunder verholfen.
Hier beginnt ein neuer Lebensabschnitt, dessen bin ich mir sicher.  Ich bin unendlich dankbar, und ich denke ich hatte nier ernsthaft einen wirklichen Zweifel, das es nicht funktioniert. Meine Heilquelle habe ich hier gefunden! Zahlreiche Aktivitäten folgen die nächsten Tage. Ich kann Unternehmungen tätigen, das ist ja Wahnsinn,  ich kann es noch gar nicht fassen...

Wie ein Astronaut, der nach langer Zeit im Weltall auf die Erde zurückkehrt...alles ist neu, ungewohnt und wunderschön.
Einiges muss neu erlernt werden: Muskeln, wie Nerven, wachsen langsam wieder zusammen.
Die Gleichgewichtsstörung ist und bleibt anahltend mit das massivste Problem. Wir fokussieren die Übungen hierrauf.

Ich lebe wieder. Zum Frühstück esse ich doppelte Portionen, das angenehme Wärmegefühl im Körper hält an. Ich hatte über Jahre KALT, KALT, KALT. Hände und Füße nicht mehr warmzubekommen. Ebenfalls habe ich eine Abnahme des Nachtschweißes beobachtet.
Zur Immunmodulation untertütze ich meinen Körper bereits seit Monaten mit Colostrol, auch in Indien kennt man diesen Immunsystem Booster, hier unter dem Namen Nectera Vanilla Flavour Powder auf dem Markt.

 Es ist nun Freitag. Trotz, nun in Folge der Bewegung, von Muskelkater "geplagt", laufe ich weiterhin.
 Es folgen  Balance-Übungen, auch mit geschlossenen Augen.
Hier scheitere ich.
Meine Reflexe werden wiederum überprüft. Deutlich ist z. Bsp. die Reflexe der Zehen sind anhaltend nicht auslösbar.

Mittags zur zweiten täglichen Physiotherapie laufe ich wieder, trotz extremen Muskelkater, da muss ich jetzt durch. Organisiert wird bereits die Physio für zuhause und es werden alle Übungen von meiner Therapeutin  Rajni notiert.
 Gewitter und Monsoon. Die letzten zwei Tage pausiert der Regen. Purer Sonnenschein, erstmals seit Wochen anhaltend blauen Himmel! Der Durchbruch durch den Dunstkreis aus Regen und Nebel: Auch bei mir sind die schlimmsten Tage überstanden, ich fühle und spüre den guten Wandlungsprozess.
Ebenfalls ist jedoch klar, die Sonne wird nicht täglich scheinen, es werden dunkle Tage kommen, aber in ihrer Intensität werden die guten Tage zunehmen und die Schlechten werden nur noch gelegentlich auftreten.

Ich habe noch Tage an denen ich mich "Hundemüde" fühle. Mit heftigem Schmerzattaken muss ich erneut zurecht kommen.
Heute vor dem Frühstück, also nüchtern, erfolgt eine Blutzuckermessung: Das Ergebnis ist normal 103. Es folgen wiederholt,  IV große Infusionen mit Stammzellen. Die Reaktion sind symptom- verstärktes Verschwommensehen, Reaktionen im Trigeminusbereich und inBeinen und Fußsohlen treten in Folge ziehende, schmerzhafte Reaktionen auf.  Kribbeln im Gesicht ermahnen mich zum Ausruhen. Ich entspanne, in dem ich meditiere. Weiterhin positiv denken. Geduld, Geduld und nochmal Geduld. Ich werde gewinnen. Der   Nebel in meinem Kopf verschwindet mehr und mehr. Die körperliche Wärme und Heißhungerattaken sind dauerpresent. Sodbrennen, wie in Schangerschaft zeigt mir das in mir kleine embyonale Stammzellen ein biologisches Meisterwerk vollführen! Mein Rückenschmerz ist besser! Ich bemerke meine Ausdauer und Konzentration nimmt zu...
Alles wird GUT! Alles ist möglich.

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